Wie Sie die beste Geschichte kaputt erzählen


Kategorie: Schreiben Reden
| 12.11.2013 | 2 Kommentare

Mithilfe von Geschichten können Sie überzeugen – mündlich wie schriftlich. Eine kurze Erläuterung dazu finden Sie hier.

Womit wir beim Stichwort wären: „kurz“. Ihre Geschichte kann gut sein, richtig gut. Doch wenn sie zu lang ist, verlieren Sie Ihren Leser oder Ihre(n) Zuhörer.

So erging es einem meiner Seminar-Teilnehmer: Er erzählte eine gute Geschichte, fand ich. Zunächst jedenfalls. Doch er erzählte und erzählte – und schließlich erzählte er uns Zuhörer aus der Geschichte heraus.

Als ich eine Teilnehmerin zum Schluss nämlich fragte: „Was war die Botschaft dieser Geschichte?“ – konnte sie es mir nicht sagen. (Sie tippte mittlerweile auf ihrem Handy herum.)

Also, hören Sie schön auf Horaz:

"Dein Rat sei immer kurz, damit die Leser sich das Gesagte schnell und bereitwillig aneignen und auf Dauer behalten."

Horaz: Die Dichtkunst 335–336 (Übersetzung von mir)

Eine Erläuterung dazu finden Sie
hier.


Dieser Ratschlag ist doppelt wichtig bei Geschichten, wie man folgender Bemerkung von Ludwig Börne entnehmen kann:
"Eine Anekdote darf nie zu Fuße gehen; sie muss sich zu Pferde setzen und im Galoppe davoneilen. Aber es gibt Menschen, die brauchen längere Zeit, eine Geschichte zu erzählen, als die Zeit Zeit braucht, es geschehen zu lassen."

Ludwig Börne: Aus meinem Tagebuche, Soden, den 25. Mai 1830, veröffentlicht in: Gesammelte Schriften, Band 3, Milwaukee (Wisconsin), 1858, S. 46.

Nun zwei Tipps, um Ihre Geschichte kurz zu halten.

Tipp 1: Setzen Sie sich ein Zeit-Limit!

Eine gute Geschichte inklusive Moral der Geschicht’ sollten Sie in einer bis eineinhalb Minuten erzählt haben. 60-90 Sekunden sind eine lange Zeit!

Meinen Sie nicht? Okay, dann warten Sie bitte 60-90 Sekunden, bevor Sie weiterlesen. Einfach nur warten (nicht E-Mails checken).

... ... ...


... ... ...


Na? Ganz schön lang, oder?

Wenn Sie sich aber durch ein Zeit-Limit zu sehr unter Druck gesetzt fühlen und so die Geschichte nicht mehr entspannt erzählen können, greifen Sie zu ...

Tipp 2: Lassen Sie alles weg, was nicht Ihre Botschaft unterstützt!

Formulieren Sie vorab die Botschaft, also die Moral von der Geschicht’, und erzählen Sie nur das, was für diese Botschaft wichtig ist.

Wenn Ihre Botschaft zum Beispiel lautet „Unfreundliche Kunden besänftigt man am besten mit Freundlichkeit“ und Sie dazu eine Geschichte erzählen, in der Ihnen das gelungen ist, dann müssen Sie ja nicht die Kleidung des Kunden beschreiben.

,„Na klar, was hat die Kleidung des Kunden denn auch mit meiner Botschaft zu tun?“, denken Sie vielleicht. Aber genauso unwichtig wie die Kleidung des Kunden könnte z.B. für diese Botschaft sein, wie die Beziehung zum Kunden zuvor war, um welches Produkt es ging u.a.

Tja, das tolle Instrument „Geschichten erzählen“ ist leider in Verruf geraten durch einige unserer lieben Zeitgenossen, die in ihren Geschichten vom Hölzchen aufs Stöckchen kommen, denen nach ihrer langen Geschichte eine noch längere Geschichte einfällt und noch eine und immer so weiter.

Das wollen wir beide doch besser machen, oder?


Schlagworte: Geschichte erzählen
Kommentare: 2

Christoph | 13:47 Uhr | 20.11.2013
60-90 Sekunden sind ganz schön kurz. Beziehst du das auf eine Geschichte im Sinne einer Anekdote? Oder wie kommst du auf den Zeitrahmen?

Danke mal wieder für deine guten und kurzweiligen Tipps!

Liebe Grüße,
Christoph@FFM
Ralf Lengen | 14:10 Uhr | 20.11.2013
Ja richtig, ich meine nicht die Geschichte(n), die man über den letzten Urlaub erzählt, sondern eine Geschichte, die man erzählt, um etwas innerhalb einer Präsentation oder eines Gespräches zu illustrieren. Beste Grüße, lieber Christoph!.
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