Geschichten! Geschichten! Am besten selbst erlebte!


Kategorie: Schreiben Reden
| 30.10.2019 | 4 Kommentare

In meinen Seminaren werde ich oft gefragt, wie man trockene Themen attraktiv aufbereiten kann.

Tolle Frage! Denn für trockene Themen können Sie zwar nichts. Aber wenn Ihre Präsentation trocken ist, dann sind Sie dafür verantwortlich!

Dazu fällt mir eine Geschichte ein: Als ich noch in einer Multimedia-Agentur angestellt war, sagte eine Design-Bewerberin zu meiner Chefin: "Das sind aber ganz schön langweilige Kunden und Themen, die Sie haben." - Darauf meine Chefin: "Aber dafür stellen wir Sie ja ein, dass Sie das attraktiv aufbereiten." Gut gebrüllt, Löwin!

Das heißt für Sie: Wenn Sie schreiben oder präsentieren, haben Sie den gleichen Job wie die Designerin: Sie sind dafür verantwortlich, die Themen attraktiv aufzubereiten.

Eine Möglichkeit besteht darin, eine Geschichte zu erzählen (wie ich es soeben gemacht habe).

Die Qualität dieser Geschichte hängt wesentlich davon ab, wer sie erlebt hat.

Am schwächsten sind fiktive Geschichten, also Geschichten, die Sie sich ausdenken. Diese sind immer noch besser als keine Geschichte. Aber sie sind blutleer. Das ist jedenfalls meine Erfahrung. Wenn zum Beispiel in meinen Seminaren in einer Übung jeder Teilnehmer eine Geschichte erzählt, finde ich es immer sofort heraus, wenn es sich um eine ausgedachte Geschichte handelt. Es fehlen die Details, es fehlt die Wärme.

Deutlich wirksamer sind Geschichten, die andere erlebt haben und die Sie weitererzählen. Die handelnden Personen bekommen mehr Kontur, und die Gefühle werden besser rübergebracht.

Der Hit aber sind selbst erlebte Geschichten. Drastisch drückt Friedrich Nietzsche dies folgendermaßen aus:

"Von allem Geschriebenen liebe ich nur das, was einer mit seinem Blute schreibt."

(1. Satz in "Vom Lesen und Schreiben" in "Also sprach Zarathustra")


Was heißt das? Meiner Einschätzung nach: Am interessantesten ist das, was wir selbst erlebt haben (fatalerweise davon wiederum das, was traurig ist). Wenn wir darüber sprechen oder schreiben, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Leser gefesselt ist.

Achtung: Passen Sie nur auf, dass die Geschichte nicht zu lang wird. Damit dieser Artikel nicht zu lang wird - mehr dazu lesen Sie hier.



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Kommentare: 4

Christoph | 09:52 Uhr | 08.11.2019
Hallo Ralf,

vielen Dank für diesen Text genau zur richtigen Zeit. In einer Woche muss ich meine Gemeinde über Datenschutz informieren. Wenn das kein trockenes Thema ist! :-)

Herzliche Grüße,
Christoph
Marcus Recksiek | 10:02 Uhr | 08.11.2019
Lieber Herr Lengen,
fürwahr. Wann immer ich in unserer beider "Lieblingsprojekt" DC News eine sehr persönliche Geschichte erzählt habe, erhielt ich die meiste Resonanz. Und damit auch ein Indiz dafür, dass sich Menschen mit dem Thema befasst haben, das ich gespielt hatte.
Es grüßt Sie mit einem Knopf im Kopf (Insider!)
Ihr
Marcus Recksiek
Ralf Lengen | 10:18 Uhr | 08.11.2019
Lieber Christoph, viel Erfolg bei Deiner Datenschutz-Präsentation!
Ralf Lengen | 10:21 Uhr | 08.11.2019
Lieber Herr Recksiek, vielen Dank für die empirische Bestätigung und knopfige Grüße!
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