Nein sagen mit Mike Tyson


Kategorie: Managen Leben
| 17.01.2019 | 0 Kommentare

Er war der jüngste Schwergewichts-Weltmeister aller Zeiten: Iron Mike. Beeindruckend sein Kampfstil, noch beeindruckender die Kampfbörse (warum heißt das eigentlich beim Boxen "Börse"?), die er in seinem Leben erhielt. Aber wo ist die ganze Kohle geblieben?

Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Mike Tyson auch nicht so richtig. Aber einen wesentlichen Grund für sein Chaos scheint er im Gefängnis erkannt zu haben. Hören wir mal rein in ein Interview, was Larry King mit ihm im Indiana State Penitentiary, also hinter Gitterstäben, durchführte:

"Ich war hin- und hergerissen zwischen allen Leuten, denn ich wollte jedem gegenüber loyal sein. Ich hatte nie eine Chance, mir selbst gegenüber loyal zu sein."

Mike Tyson im Interview mit Larry King am 4. Mai 1994, in: The Best of Larry King Live. The Greatest Interviews, Atlanta 1995, S. 335, Übersetzung von mir

Eine bemerkenswerte Einsicht! Und zugleich die Antwort auf eine der meistgestellten Fragen in meinen Seminaren: "Wie schaffe ich es, Nein zu sagen?"

Es ist doch so: Tagein, tagaus werden wir mit den Erwartungen, Wünschen, Bitten, Forderungen usw. unserer lieben Mitmenschen konfrontiert. Und wir wollen ja keine Unmenschen sein. Also tun und ackern wir und stellen unsere eigenen Bedürfnisse hintan.

Das Ergebnis? Ein Bandscheibenvorfall zum Beispiel, wie ich gestern abend von einem Manager hörte. Er meinte, er habe sich zu viel aufgeladen (oder "aufladen lassen"?). Er müsse lernen, Nein zu sagen, sagte er.

Und wie lernt man Nein zu sagen? Indem man loyal gegenüber sich selbst ist, würde Mike Tyson sagen. Um aber dazu in der Lage zu sein, muss man erst einmal wissen, wofür man steht und wohin man will. Also seine Werte kennen, eine Vision und Ziele haben. Stoppen Sie mich, sonst höre ich nicht mehr auf, über eines meiner Lieblingsthemen zu sprechen: das eigene Leitbild.

Nur ein Beispiel: Was tun, wenn die Kumpels uns zu einer Sause verführen wollen, wir aber früh in die Heia wollen? So manch einer lässt sich dann ja doch breitschlagen. Anders ist es, wenn wir zum Beispiel sagen können: "Würde ich gerne (oder auch nicht!), aber ich bereite mich gerade auf den Berlin-Marathon vor." Sowohl dem anderen gegenüber als auch uns selbst gegenüber wirken wir auf einmal stärker. Innerlich stärker. Wir haben einen Referenzpunkt und schweben nicht herum.

Also: Definieren Sie, wofür Sie stehen und was Sie wollen. Und dann seien Sie sich selbst gegenüber loyal!

Ich gebe zu: Das allein reicht nicht aus, um im Leben zu bestehen. Das musste auch Mike Tyson erfahren, als er drei Jahre später im Kampf gegen Evander Holyfield so loyal gegenüber sich selbst war, dass er dessen Ohr abbiss. Das war der Anfang vom Ende seiner Karriere. Aber das ist ein anderes Kapitel.

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